Herr Oberheide, Sie haben Bonita Ende 2020 – mitten in der Corona-Pandemie, Stichwort Lockdowns – mit zwei Investoren im Zuge eines Management-Buy-Outs aus dem Schutzschirmverfahren heraus erworben. Das war sicherlich keine leichte Entscheidung, oder? Oberheide: Das war sie in der Tat nicht. Ich hatte allerdings bereits zwei Jahre zuvor die Leitung von Bonita übernommen. Während dieser Zeit hatte ich bereits das enorme Potential kennengelernt, das die Marke Bonita in der relevanten Zielgruppe seit Jahrzehnten hatte und nach wie vor hat: die anspruchsvolle Frau ab 60 Jahren. Indem wir uns wieder auf die Wurzeln von Bonita und unsere Kundinnen fokussiert haben, haben wir den Grundstein für unseren aktuellen Erfolg gelegt. Dafür mussten sie aber zunächst harte Einschnitte vornehmen. Oberheide: Wir haben das Unternehmen im Zuge des Schutzschirmverfahrens konsequent saniert und zum Beispiel Filiale für Filiale unter die Lupe genommen. Im Zweifel haben wir uns auch gegen einen Standort entschieden. Natürlich ist es nie schön, wenn man Filialen schließen muss und Mitarbeitende ihren Arbeitsplatz verlieren. Wenn es allerdings darum geht, ein Unternehmen zu erhalten, kann man sich das Prinzip Hoffnung schlichtweg nicht leisten. Specovius: Bonita ist ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig und richtig es ist, in einer Sanierung immer auch die Ursachen anzugehen, die zur Schieflage geführt haben. Um eine nachhaltig erfolgreiche Unternehmenssanierung zu erreichen, darf man sich auch nicht davor scheuen, mitunter tiefgreifende Einschnitte vorzunehmen. Der Erfolg gibt Karsten Oberheide und Bonita Recht. Heute macht das Unternehmen auf vergleichbarer Fläche mehr Umsatz als vor der Corona-Pandemie. Herr Specovius, Sie haben Bonita im Schutzschirmverfahren beraten und operativ unterstützt. Wieso war das Verfahren das richtige für das Unternehmen? Specovius: Für Bonita hatte das Schutzschirmverfahren gleich mehrere Vorteile: Zum einen führte das Verfahren zur Eigenständigkeit der Marke. Damit lagen wichtige strategische Entscheidungen wieder in Hamminkeln und konnten auf die Zielgruppe ausgerichtet werden. Zudem konnte man sich von verlustbringenden Filialen trennen und das Unternehmen wieder auf eine gesunde Basis setzen. Was sind aus Ihrer Sicht die Erfolgsfaktoren von Bonita? Specovius: Neben der Zurückbesinnung auf die Stammkundinnen war und ist ein maßgeblicher Erfolgsfaktor, dass Karsten Oberheide die Bonita- Knapp zwei Jahre nach dem Ende des Schutzschirmverfahrens ist der Modehändler Bonita wieder auf Erfolgskurs. 2022 konnte das Unternehmen seinen Umsatz um fast 40 Prozent steigern – trotz schwieriger Marktbedingungen für Textileinzelhandel und Modebranche. Bonita ist ein damit Beleg dafür, dass eine Insolvenz nicht das Ende eines Unternehmens bedeutet, sondern die Chance für einen nachhaltigen Neuanfang sein kann. Im Interview sprechen Karsten Oberheide und Detlef Specovius über Erfolgsfaktoren für Wachstum in einem angespannten Marktumfeld und die Nachhaltigkeit von Unternehmenssanierungen. T i tel
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